Reisebericht Förderverein
Am 22. August letzten Jahres haben Celina und ich gemeinsam unsere große Reise nach Kamerun angetreten. Nach zwei Flügen und unzähligen Minuten Verspätung waren wir dann nun endlich in Ébolowa, der Hauptstadt der Südregion Kameruns, angekommen.
Für unseren fast sechsmonatigen Aufenthalt stellte uns Philippe, Bischof der Diözese Ébolowa und gleichzeitig auch Vertreter des Fördervereins, hier in Kamerun eine Unterkunft oder besser gesagt eine gesamte Etage auf dem Gelände der Diözese zur Verfügung.
Nachdem der erste Kulturschock überstanden und wir uns nach und nach ein bisschen eingelebt hatten, ging es dann für uns erst einmal gemeinsam mit Pfarrer Bruno für drei Tage nach Kribi. Die ca. 2 Stunden von Ébolowa entfernte Küstenstadt bietet neben paradiesischen Stränden und kleinen, verträumten Fischerdörfchen auch unglaublich leckeren Fisch. Dieser wird mit kleinen Holzbooten aus dem Atlantik gefischt und direkt am Strand frisch zubereitet. Den gegrillten Fisch kann man sich dann mit frittierten Kochbananen oder Bâton de Manioc am Strand während des Sonnenuntergangs schmecken lassen.
Nach drei Tagen am schönsten Strand der Welt ging es dann auf abenteuerlichen Routen durch den tiefen Busch Kameruns wieder zurück nach Ébolowa, wo wir nun endlich unser Praktikum, der eigentliche Grund unserer Reise, begannen.
Das Praktikum startete für uns am Montagmorgen um 7:00 Uhr am College Bonneau, einer katholischen Privatschule der Diözese, nur unweit unseres Hauses. Dieser Tag begann wie jeder Montag mit dem wöchentlichen Fahnenappell und einer Ansprache der Direktorin. Zu sehen wie fast alle 600 Schüler*innen des Colleges in einheitlicher Schuluniform gekleidet, akkurat in Reih und Glied auf dem Schulhof aufgestellt, die Nationalhymne singen und dabei noch von einem Disziplin Master streng beobachtet werden, war anfangs wirklich sehr seltsam und befremdlich. Ein Disziplin Master, also eine Person, deren Aufgabe darin besteht, darauf zu achten, dass sich alle Schüler an die Schulordnung halten und stets die Regeln befolgen, ist hier gang und gäbe und in jeder Schule vorzufinden.
Gemeinsam mit Fachlehrern haben wir dann den Englisch und Deutsch Unterricht verschiedener Klassen besucht und durften letztendlich auch eigenständig Unterricht vorbereiten und halten. Schnell haben wir festgestellt, dass sich das Schulleben der Jugendlichen und Kinder hier doch sehr von dem in Deutschland unterscheidet. Angefangen bei dem Disziplin Master und dem extremen Gehorsam, der damit einhergehenden vielen verschiedenen Fächern und dementsprechend auch der Anzahl der Klausuren, die wohlgemerkt allesamt innerhalb einer Woche geschrieben werden, bis hin zu einem achteinhalbstündigen Schultag - und das die gesamte Woche.
Um noch mehr Eindrücke sammeln zu können, haben wir unser Praktikum im Kindergarten Nko‘vos, im Stadtzentrum von Ébolowa fortgesetzt. Bei diesem Kindergarten handelt es sich um einen bilingualen Kindergarten, der sich zum einen aus einer Anglophonen, zum anderen aus einer Frankophonen Sektion zusammensetzt. Zu diesem Zeitpunkt herrschte in Nko’vos allerdings „Ausnahmezustand“, da das alte Gebäude des Kindergartens marode beziehungsweise nicht mehr sicher war. Deshalb wurden alle Gruppen in ein leerstehendes Kirchengebäude ausgelagert. Dort tummelten sich nun fast 100 kleine Kinder im Alter von 2-4 Jahren. Der Lautstärkepegel war enorm und die Erzieherinnen versuchten mit allen möglichen Mitteln die Kinder zu beschäftigen und irgendwie bei Laune zu halten. Dies gestaltete sich allerdings als echte Herausforderung, da es an Spielzeug mangelt. Sowohl in dem alten Kirchengebäude, als auch jetzt im neuen Gebäude, welches vergangene Woche erst von Bischof Philippe eingeweiht wurde, ist kein Spielzeug vorzufinden. Die einzelnen Gruppenräume bestehen lediglich aus Sitzgelegenheiten für die Kinder, einem Schreibtisch für die Erzieherinnen und einer Tafel. Von Spielsachen, dem eigentlich wichtigsten Equipment eines Kindergartens, fehlt jedoch jede Spur.
Naja, wir haben unser Bestes gegeben, die Erzieher*innen zu unterstützen und die Kinder mit diversen Tänzen, unter anderem mit dem Fliegerlied oder Head and Shoulders, Knees and Toes, zu beschäftigen. Nach circa 6 Stunden Kinderbetreuung ohne Spielzeug waren unsere Nerven dann auch am Ende.
Den Abschluss unseres Praktikums absolvierten wir dann in der Grundschule Abang. Ebenfalls eine private Einrichtung der Diözese, die sich neben der Kathedrale befindet. Dort haben wir uns auf verschiedene Klassen aufgeteilt. Celina verbrachte die verbleibende Zeit in der zweiten Klasse, ich in der sechsten Klasse. Die Kinder in Kamerun besuchen insgesamt sechs Jahre lang die Grundschule und erst danach beginnt das College.
Auch hier konnten wir noch einmal viele interessante Eindrücke sammeln, hautnah miterleben, wie sich das Leben der Kinder in Kamerun gestaltet und vor allem unser Französisch verbessern. Genauso wie im College tragen auch hier alle Schüler*innen eine Schuluniform, beten um Punkt 12:00 Uhr den Angelus und beginnen jeden Schultag mit einem Fahnenapell.
Viele Dinge laufen hier wirklich ganz anders als in Deutschland und dementsprechend groß sind auch die Unterschiede im Schulsystem. Vielleicht waren es aber auch genau diese großen Unterschiede, die das Praktikum so spannend und bereichernd gestaltet haben. Insgesamt war es wirklich ein sehr schönes, gelungenes und eindrucksvolles Praktikum, in dem wir das Leben der Kinder, Teenies und Jugendlichen genauer kennenlernen durften und ganz besondere Einblicke erhalten haben. Wir wurden überall sehr herzlich aufgenommen, hatten tolle Begegnungen und durften viele neue Leute kennenlernen.
Natürlich sind wir in dieser Zeit aber auch auf bestimmte Dinge aufmerksam geworden. Was uns nämlich wirklich in allen Bildungseinrichtungen negativ aufgefallen ist, ist der Mangel an Spiel-, Sport- und Freizeitgeräten. Ob bei den Kleinkindern im Kindergarten, die außer einer winzigen Kreidetafel nichts zum Spielen haben oder aber bei den Kindern der Grundschule und des Colleges, die mit einer leeren Flasche Fußball spielen müssen, da weder Bälle noch Tore vorhanden sind.
Dem Schulkomplex Abang, der aus der Grundschule, in der wir unser Praktikum absolviert haben, und einem angrenzenden Kindergarten besteht, sowie dem Komplex Nko‘vos haben wir bereits durch gesammelte Spenden einen neuen Spielplatz gestiftet. Dieser wird hoffentlich noch vor unserer Abreise im Februar fertig und kann somit noch von uns selbst hier vor Ort eingeweiht werden.
Die Freude der Kinder nur über die Nachricht, dass dort bald ein neuer Spielplatz stehen wird, war riesig. Ebenso als wir der Grundschule neue Fußbälle geschenkt haben. Diese konnten wir auch mit Hilfe von Spenden finanzieren. Die Anschaffung der Bälle und die Renovierung der beiden Spielplätze war schon einmal ein guter Anfang, um die Kindergartenkinder den ganzen Tag über und die Grundschüler während den Pausen zu beschäftigen. Allerdings ist dies bei weitem nicht ausreichend, da das Bedürfnis an Spielequipment wirklich hoch ist und, wie bereits erwähnt, in nahezu allen Komplexen fehlt.
Daher wäre es uns wirklich eine Herzensangelegenheit nach und nach Spielzeug, Bälle, Fußballtore, aber auch Outdoorspiele anzuschaffen, um den Kindern eine Beschäftigung zu geben und ihnen eine Freude zu bereiten.
Um dieses Vorhaben allerdings realisieren zu können, sind wir auf Ihre Spende beziehungsweise die Hilfe des Fördervereins angewiesen. Jede noch so kleine Spende hilft dabei, Projekte wie dieses zu unterstützen und umzusetzen und damit anderen etwas Gutes zu tun.
Ébolowa, den 10. Januar 2024
Josephina Schäfer